Bushido – Sonny Black 2

Bushido droppte mit Sonny Black 2 am 17.12. die lang erwartete Fortsetzung des Gold-Albums Sonny Black. Ich persönlich bin kein Bushido-Fan, finde aber, dass er eine sehr respektable Karriere hat und seine Musik auch in 2021 Daseinsberechtigung hat. Natürlich ist er nun seit ein paar Jahren ein ziemliches Meme durch die Polizeischutz-Geschichte und seinen kürzlichen Auftritten bei RTL geworden, aber davon werde ich in dieser Review ganz einfach absehen. Außer den Bushido-Klassikern kenne ich mich mit seiner Musik nicht so gut aus wie manch andere. Deshalb kann ich ziemlich neutral an die Sache gehen, also mal schauen, was für ein Projekt hier vorliegt!

Das Album startet mit dem Song Assassin, einem der stärksten Tracks. Wie auf den meisten Tracks rappt Bushido hier sehr aggressiv und hart, was ich ziemlich geil finde. Wer guten Oldschool-/Straßenrap sucht, wird auf diesem Album auf jeden Fall fündig. Bushido ist seinem Stil seit Jahren treu geblieben, aber schafft es trotzdem, nicht in die Eintönigkeit zu versinken, was ich sehr respektiere. Sein Flow geht Track für Track sehr krass nach vorn.

Bushidos Rap legt den Fokus natürlich nicht primär auf das musikalische, sondern auf die Lyrik. Seit Jahren gibt es immer wieder Gerüchte, bzw. „Leaks“, dass Bushido seine Texte nicht selbst schreibt. Die verschiedenen Namen, die da aufkommen kann man nicht mal an zwei Händen abzählen. Leider sind die Lines auf dem Album sehr inkonstant. Es gibt teilweise Lines, die echt sehr gut durchdacht und witzig sind, aber dann auch andere, die einfach nur peinliche Zweckreime ohne Sinn sind. Hier jeweils zwei Beispiele:

Gute Lines:

„Triggerwarnung, deine Mutter mag Gesichtsbesamung
In der Konsistenz von Kindernahrung, Twi“
(H.M.P.2)

„Was für „Suchen und zerstör’n“, kleiner Streber?
Deine Sucht zerstörte allerhöchstens deine Leber“
(Tote Fische)

Schlechte Lines:

„Wenn ich komme, läuft dein Arschwasser so wie Zahnpasta“
(H.M.P.2)

„King Sonny Black wieder in Topform
Parallel dazu Frank und Sultan Hengzt in Cockform“
(Ghettofaust 2)

Keine Ahnung, die Lines sind teilweise so schlecht und sinnlos, dass man drüber lachen muss. Ein weiterer lyrischer Dünnschiss ist Narben. Auf dem Song rappt Bushido nicht in Sätzen, sondern zählt in den Parts durchgängig Wörter auf. Im Kontext macht der Text zwar einigermaßen Sinn, aber beim Zuhören fuckt es richtig schnell ab. Laut Genius hat Bushido sowas schon öfters gemacht, also anscheinend eine Hommage an frühere Sachen, trotzdem trash.
Apropos frühere Sachen. Durch Genius habe ich als Raphörer nach der Bushido-Zeit einige Sachen herausgefunden. Auf den meisten Tracks bringt Bushido Lines, die an alte Tracks erinnern sollen bzw. ganze Songs, die einfach die Verbindung zu seiner alten Musik und den neuen Songs bringen sollen (H.M.P.2, Ghettofaust 2, Nie ein Rapper 3). Sowas finde ich grundsätzlich sehr cool für die alten Fans und auch als neuer Fan findet man vielleicht alte Tracks, die man cool findet.

Wie auf Sonny Black bleiben auch auf dem zweiten Teil viele Leute nicht ungedisst. Die zwei Personen, die dabei am meisten in die Mangel genommen werden, sind Fler und Rooz. Die beiden werden auf so gut wie jedem Track in einer witzigen Dissline erwähnt. Auf H.M.P.2 dreht es sich basically in jeder Line um Fler und Bass Sultan Hengzt, die von den drei Artists Saad, Animus und Bushido ordentlich beleidigt werden. Und auf Magazin für Magazine wird von Bushido die gesamte Medienbranche des deutschen Hip-Hops in Grund und Boden beleidigt. Jedes Rap-Magazin und jede/r Journalist/in kriegt da sein Fett weg. Ich persönlich finde diese Disses unfassbar geil und witzig, deshalb gibt es für diese Tracks ein dickes Plus.

Nach einer sehr starken Phase mit dicken In-die-Fresse-Tracks wie Ghettofaust 2 und 90er Berlin, und zwei langweiligen Fülltracks (MPC aus Gold, Untouched) kommt vor dem Outro noch ein sehr spezieller Track. Familie ist für irgendwie sehr berührend. Obwohl ich solche sentimentalen Songs im Rap grundsätzlich nicht feiere, gibt mir dieser doch Gänsehaut. Bushido beschreibt in sehr schönen Lines seine Liebe zu seiner Frau und seinen Kindern und ich finde, dass das einen sehr guten Abschluss des Albums darstellt.

Ich finde, Sonny Black 2 ist ein zu respektierendes Album. Natürlich ist es weder ein lyrisches, noch ein musikalisches Meisterwerk, aber Bushido hat hier echt ein sehr stabiles Album voller Disses released.

Ich gebe Sonny Black 2 von Bushido 6,5/10 Punkten.

Ein Kommentar

  1. Ich kann mich noch an diese erbärmliche Folge von Finishing Lines bei 16BARS erinnern, als Bushido glaube ich keine einzige Zeile „von sich“ beenden konnte.

    Die Idee ein Album voller Disses zu füllen ist ja an sich ganz cool, aber wenn dann „Disses“ a la “ / Parallel dazu Frank und Sultan Hengzt in Cockform“ kommen…(????? sorry aber was?? – oder auch diese „Frank White / Frank weint“ Zeile damals) Keine Ahnung was das soll, da macht das auch keinen Unterschied mehr ob der das selber schreibt oder nicht, einfach komplett whack.

    Ich habe die These, dass sich Leute Bushido auch nur wegen dem Nostalgie-Faktor geben. Wobei das anscheinend auch immer weniger werden, wenn ein Fynn Kliemann mit seinem Album doppelt so viel Verkaufseinheiten erzielen kann wie „Mythos“.
    Keine Ahnung ob Bushido wirklich einen Karriereuntergang erlebt, da Streamingzahlen leider nicht so viel aussagen (anders als Bushido vor Gericht lmao). Wenns nach unten gehen sollte, finde Ich es aber mehr als gerechtfertigt.

    Ich kann nicht nachvollziehen, wie man so eine krasse Rapstimme mit Texten auf Deutschrap-2002 aka Kindergarten-Niveau wegschmeißen kann. Bushido rappt seit 20 Jahren? Reicht dann auch.

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