Der große wehlingrap-Jahresrückblick 2023!

Okay, hear me out. Das Jahr 2023 verlief auf wehlingrap.de nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Und ich bin ganz ehrlich: ich bin ein fauler Bastard, eine andere Ausrede für die mangelnde Anzahl an Posts gibt es nicht.
Wie es in 2024 mit wehlingrap weitergeht, erfahrt ihr am Ende des Beitrags. Bis dahin:

Happy New Year und herzlich willkommen zum dritten wehlingrap-Jahresrückblick! Meine Faulheit auf dieser Seite bedeutet natürlich nicht, dass ich mich dieses Jahr nicht mit Hip-Hop beschäftigt habe. Umso mehr freue ich mich, endlich wieder etwas zu posten.

Genau wie die letzten Jahre ist das hier selbstverständlich meine Meinung und ich kann mich nur auf das beziehen, was ich gehört habe. Deutsch- und Amirap wird getrennt. Die Song- und Albentitel sind anklickbar und führen direkt zu Spotify. Jeder Künstler taucht in jeder Liste nur einmal auf. Viel Spaß beim Lesen!

Meine fünf Lieblingssongs des Jahres 2023: Deutschrap

Diese Liste war mit Abstand die schwerste. An großartigen Singles hat es dieses Jahr in Deutschland offensichtlich nicht gemangelt. Hier zuerst die Honourable Mentions, die es alle ganz knapp nicht geschafft haben:
Ahzumjot – Zum Glück
Pimf, Ahzumjot – Angels
K.I.Z. – Görlitzer Park
Mavgic, MX CHILD – Just Lose It
Bonez MC, Gzuz – Babylon
Torky Tork, Audio88, Dendemann – Drogen
OG Keemo, Souly – Tasche

Platz 5: Farid Bang – FREITAG DER 13.

Beeinflusst der Till I Collapse-Beat meine Sicht auf diesen Song? Vielleicht, aber mir egal! Der einzige wirklich relevante Deutschrapbeef des Jahres war Kollegah/Farid Bang gegen Shindy. FREITAG DER 13. stellt die erste musikalische Reaktion von Farid auf Shindy’s FREE SPIRIT dar und ich muss sagen, er hat echt abgeliefert. Punchline um Punchline geht in die Fresse. Farid beherrscht diesen Classicbeat echt ziemlich gut. Als langjähriger JBG-Fan war es ein Gänsehautmoment, als Kollegah für den letzten Part reinkam. Unfassbares Brett, leider war Asphalt Massaka 4 dann doch sehr mittelmäßig.

Platz 4: PA Sports, Kool Savas, AZAD – Modus Rap

Auch wenn ich grundsätzlich nicht der größte Fan von PA Sports bin, muss ich sagen, er hat hier einen perfekten Song zusammengebaut. Sehr starker Beat und ein guter Part von PA selbst. Die Highlights des Songs sind natürlich die Parts von Savas und AZAD. Savas hat heutzutage irgendwie zwei Seiten. Einerseits macht er irgendwelche Müllsongs mit badmomzjay, aber manchmal wird er, wie hier, zum alten KKS und rappt einen der besten Parts des Jahres. AZAD’s Part setzt dem ganzen Song die Krone auf. Ein unfassbar krasser Flow mit einem geisteskranken Reimschema beweist, dass auch ein alter Rapper abliefern kann.

Platz 3: Samy Deluxe – Roter Velour

Apropos alter Rapper und abliefern! Samy Deluxe zeigt auf Roter Velour, dass er nach wie vor einer der besten Lyriker Deutschlands ist. Auf einem sensationellen Beat von DJ Desue packt er Flows und Wortspiele aus, die Deutschrap gebraucht hat. Zwei Veteranen vereinen ihre Künste, um nach über 20 Jahren im Game ein lyrisches Meisterwerk zu kreieren – chapeau!

Platz 2: MC Smook – Ausnahmsweise

MC Smook hatte dieses Jahr nicht den allergrößten Output, doch hat mit Ausnahmsweise einen einzigartigen Song gedroppt. Auf musikalischer Ebene ein sehr außergewöhnlicher Beat im Deutschrap, doch Smook schafft eine perfekte Harmonie mit der ruhig gesungenen Hook und den gerappten Parts mit dem Humor, den man von Smookie kennt. Ohrwurm des Jahres!

Platz 1: Casper – echt von unten / zoé freestyle

Ich weiß nicht, wie Casper es immer wieder schafft, mir Gänsehaut zu geben. Dieser Song ist von vorne bis hinten perfekt. Casper rappt über seine problematische Kindheit und Jugend und verpackt dies lyrisch auf dem höchstmöglichen Level. Das ist aber kein 0815 „Started from the bottom“ Gelaber. Die Emotionen, die im Song zum Vorschein kommen, sind merkbar real und ich denke, dieser Song ist auch für Casper extrem wichtig. Ein passender Beatswitch zu einem energischeren Sound leitet den dritten Part ein, in dem Casper zeigt, wo er heute steht – nämlich ganz oben. Ein Song für die Ewigkeit!

Meine drei Lieblingsalben des Jahres 2023: Deutschrap

Im Deutschrap kamen dieses Jahr unfassbar viele Alben von den großen Namen raus. Kollegah, Farid Bang, reezy, Casper, Shindy… doch wer schafft es Top 3? Finden wir es heraus!

Honourable Mentions:
Souly – Ich wünschte, es würd mich kümmern
Peter Fox – Love Songs
Shogoon – Märchen

Platz 3: Samy Deluxe – Hochkultur 2

Anfang des Jahres habe ich mich intensiv mit der Diskographie von Samy Deluxe beschäftigt und bin sehr froh, dass ich ihn für mich gefunden habe. Nachdem Samy mit Daddy’s Home dieses Jahr bereits ein sehr experimentelles Projekt mit Morlockko Plus released hat, dachte ich, dass sein Output für 2023 vorbei sei. Glücklicherweise war das nicht der Fall, denn mit Hochkultur 2 droppte er ein klassisches Boom-Bap-Album mit modernen Einflüssen – ein Konzept, das wunderbar aufgeht. Eine positive Überraschung sind die Hooks auf diesem Album. Songs wie Yves Klein, ASD Track, Brainwash oder Waxfigur zeigen, wie gut Samy Deluxe mit Autotune umgehen und seine Stimme zur Geltung bringen kann.
Auf jedem Track stellt Samy unter Beweis, dass er seine lyrische Kreativität nicht verloren hat. Anspruchsvolle Texte verbunden mit echt guter Produktion von Produzenten wie DJ Desue, Morlockko Plus und sogar ConductorWilliams machen Hochkultur 2 zu einem der besten Alben des Jahres.

Platz 2: Casper – nur liebe, immer.

Funfact: Casper ist der einzige deutsche Rapper, der back to back in den Lieblingsalben auftaucht.

Mit nur liebe, immer. veröffentlichte Casper sein wahrscheinlich raplastigstes Album seiner Diskographie. Nicht, dass ich seine Songs mit Rockeinflüssen nicht mag, aber ich liebe Casper’s Stimme auf Rapsongs einfach. Deshalb habe ich mich schon beim ersten Hören in dieses Album verliebt. Casper bleibt thematisch beim Alten: Herzschmerz und Liebeskummer, Probleme in der Vergangenheit und Gegenwart. Doch Cas ist einer der wenigen Künstler, bei dem diese Themen durch die Art, wie er Emotionen rüberbringt, nie langweilig werden.
Musikalisch ist das Album natürlich auch wieder auf einem ganz hohen Niveau. Wie Casper auf Songs wie emma oder sowas von da (hellwach) mit dem Beat harmoniert ist einzigartig. Ich bekomme von diesem Album einfach nicht genug und könnte Casper stundenlang zuhören.

Platz 1: Bonez MC & Gzuz – High & Hungrig 3

Okay, okay, okay, stop. Bevor ihr die Seite direkt schließt, mich dann auf Instagram beleidigt und mir entfolgt – hear me out. High & Hungrig 3 ist nicht das klassische hingeschissene 187-Album, was man erwarten würde. Ganz ehrlich – ich bin selber ohne große Erwartungen rangegangen, weil die Musik von Gzuz und Bonez MC in den letzten Jahren eintöniger Mist war.
Doch auf H&H3 haben sie ganz einfach abgeliefert. Als großer Fan von High & Hungrig 2 macht es mich extrem glücklich, dass Gzuz und Bonez sich wirklich Mühe für dieses Album gegeben haben. Während man auf Songs wie 40 Jahre, Babylon, Das ist Gang oder Für die Straße ganz klassischen 187-Streetrap bekommt, bietet das Album auch experimentellere, poppigere Songs wie Cinnamon Roll, Scho-Ko oder Sunnyside Moneymakerz, die extrem catchy sind. Gzuz und Bonez haben den High & Hungrig-Stil beibehalten, indem sie sich selbst überhaupt nicht ernst nehmen. High & Hungrig 3 ist genau der dritte Teil, den sich ein Fan der H&H-Reihe wünscht und deswegen ist es mein Platz 1.

Meine fünf Lieblingssongs des Jahres 2023: Amirap

An Bangern hat es in Amerika definitiv auch nicht gemangelt. Man wird hier durchaus Parallelen zu den Lieblingsalben erkennen können, also schauen wir rein!

Honourable Mentions:
Young Thug, Drake – Oh U Went
Dreamville, J. Cole – Adonis Interlude

Platz 5: Gunna – back to the moon

Schade, dass Gunna nicht auf dem ganzen Album a Gift & a Curse so rappt, wie auf back to the moon. Auf diesem Song hört man den alten Gunna, der über den Beat segelt und somit einen großartigen Trapsong produziert. Thematisch geht Gunna auf die Snitchvorwürfe ein und sneakdisst womöglich Lil Baby? Ein Song, den man nicht skippen sollte.

Platz 4: Quavo – Fueled Up

Mit Abstand das beste Intro des Jahres und eins der besten Intros zu einem Album, was ich jemals gehört habe. Die Art und Weise, wie der Song aufgebaut ist so unglaublich episch. Der Build-Up des Beats mit Quavo’s Vocals bis zum Drop und der dann folgende Part gehen unfassbar hart. Der kleine Seitenhieb an Offset und natürlich das Respektzollen an Takeoff machen Bock auf mehr. Stärkster Quavo Song seit Jahren!

Platz 3: Drake – 8am in Charlotte

Der wahrscheinlich beste „[Uhrzeit] in [Ort]“-Song von Drake aller Zeiten. Auf dem edlen Beat von ConductorWilliams beweist Drizzy, dass er neben poppigen Sing-Sang-Tracks auch nach wie vor einen der besten Rapsongs des Jahres liefern kann. Der Song hat alles, was man sich von Drake wünschen kann: Lines, die nur reiche Leute verstehen (mal ehrlich, was bedeutet Chinchilla ushanka, we skiin‘ out in Courcheval???), clevere Wortspiele, Seitenhiebe an Cloutchaser wie NBA YoungBoy und das alles mit einem gelassenen Flow.

Platz 2: Lil Durk, J. Cole – All My Life

All My Life hat das, was ein moderner Hit braucht: eine catchy Hook, eine wichtige Message und J. Cole. Als ich den Song am 12. Mai das erste Mal hörte, wusste ich, dass es einer der Hits des Jahres wird. Lil Durk haut hier nach langer Zeit mal wieder einen echten Bangerpart raus. J. Cole führt seinen großartigen Featurerun der letzten Jahre auf diesem Track ebenfalls mit einem 10/10 Part weiter.
I got a new rule
If you ain’t never posted a rapper when he was alive
You can’t post about him after he get hit
“ – real as fuck.
Die extrem gute Chemie zwischen den beiden Artists führt zu einem Bangersong.

Platz 1: Travis Scott, Future, SZA – TELEKINESIS

Ich weiß gar nicht, wie ich ausdrücken kann, was ich über dieses Meisterwerk denke. Ein PERFEKTER harmonischer Song, auf dem alle drei Artists einen 10/10 Part abgeben mit einer der besten Produktionen des Jahres. Travis und Future sind beide nach wie vor in ihrer Prime und stellen dies nicht zum ersten Mal unter Beweis, indem sie in ihren respektiven Parts alles geben.. Mal davon abgesehen, dass ich den ganzen Song schon Gänsehaut habe, bringt mich SZA’s Part am Ende wortwörtlich zum Schweben. Der Moment, in dem die Trompeten einsetzen und SZA mit ihrer Engelsstimme reinkommt, ist der beste Moment im Musikjahr 2023. Was für ein unglaublicher Song!

Meine drei Lieblingsalben des Jahres 2023: Amirap

Kanye, wo Album?

Honourable Mentions:
Young Thug – BUSINESS IS BUSINESS
Gunna – a Gift & a Curse

Platz 3: Quavo – Rocket Power

Ich glaube, ich bin der einzige, bei dem Quavo’s Rocket Power in den Top-Alben des Jahres ist. Dabei ist es ein ganz besonderes Projekt. Die Prämisse war klar: ein Tributalbum an Quavo’s 2022 verstorbenen Neffen Takeoff. Doch was Quavo daraus gezaubert hat, ist außergewöhnlich. Das Projekt ist ein sehr facettenreiches Trapalbum, das einige sehr gut produzierte Banger wie Fueled Up, Turn Your Clic Up, 11:11 oder Greatness bietet.
Einige Mitglieder der Rap-Community meinten, dass Quavo versucht, mit dem Tod von Takeoff Geld zu verdienen. Ich verstehe den Gedanke, doch wenn man sich das Album komplett anhört, wird man vom Gegenteil überzeugt. Quavo hat hier wirklich sein Herzblut reingesteckt und auf Tracks wie Mama Told Me oder Hold Me seine Emotionen preisgegeben. Kombiniert mit seiner sehr einzigartigen Stimme und der guten Produktion ist es ein Album, was man gehört haben muss.

Platz 2: Drake – For All The Dogs

Ach ja, der ewige Drake-Album Zyklus: alle sind gespannt auf das neue Album -> Album kommt raus -> der Mainstream hasst es -> die Diehard-Fans lieben es -> nach ein paar Monaten/Jahren merkt auch der Mainstream, dass es ein Classic ist.
Mit For All The Dogs hat Drake mal wieder ein Album gedroppt, das alle Fangruppen befriedigt. 8am in Charlotte und First Person Shooter für Bars, Rich Baby Daddy und IDGAF für virale Hits und fast alle anderen Songs für meinen Lieblings-Drake, den RnB-Drake. Unfassbar was Drake auf Member’s Only, Polar Opposites, BBL Love oder Drew A Picasso wieder für himmlische Vocals liefert. Ein ziemlich langes Album mit extrem vielen Highlights.

Platz 1: Travis Scott – UTOPIA

Natürlich ist UTOPIA, das meisterwartete Album des Jahres, auf Platz 1. Travis hat nicht enttäuscht und die Erwartungen der letzten 5 Jahre erfüllt. Die detailreiche Produktion und facettenreichen Songs machen es zu einem nahezu perfekten Album. Jeder Featuregast liefert ab und passt perfekt auf den entsprechenden Song. Das Album bietet neue Sounds mit MODERN JAM, Bars mit LOST FOREVER, Rage mit FE!N und unendlich mehr. Travis wusste ganz genau, was die Fans erwarten und hat einfach abgeliefert. Die musikalischen Einflüsse von Kanye sind auf fast jedem Song zu hören und wie Travis diese an seinen Musikstil anpasst, ist genial. Haltet mich für verrückt, aber ich finde UTOPA besser als ASTROWORLD.

…und das war’s! Mal wieder richtig gute Musik auf Deutsch und Englisch. Viele neue Artists habe ich dieses Jahr nicht gefunden, stattdessen habe ich mich mit den Diskographien von älteren Rappern, wie Samy Deluxe und Kool Savas näher beschäftigt. Auch im nächsten Jahr habe ich vor, mich mehr mit der Geschichte von Deutschrap zu befassen.

Die große wehlingrap-Playlist habe ich selbstverständlich auch geupdated, sogar mit den Honourable Mentions. Checkt die gerne ab und lasst ein Herz da!

Wie geht es in 2024 weiter mit wehlingrap?

Ich habe mir überlegt, dass ich wehlingrap.de strukturell etwas umbaue. Das bedeutet nicht, dass ich das Layout der Seite ändere, sondern den Aufbau der Posts abwandle. Da mich schon seit längerer Zeit gestört hat, dass die Albumreviews viel zu lang waren, werde ich diese in Zukunft einkürzen. Ich setze mir hier außerdem einfach mal das Ziel, pro Monat zwei Beiträge zu posten. Ob ich das einhalten kann, werden wir im nächsten Jahresrückblick sehen. 😉

Ich freue mich auf die Musik in 2024 und bin gespannt, was für neue Artists ich entdecken werde. Außerdem ist für 2024 endlich eine neue Tierlist geplant – stay tuned!

Ich wünsche allen, die das hier lesen, ein geiles und erfolgreiches Jahr 2024. Bleibt so, wie ihr seid.

Nils von wehlingrap.de

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