Shirin David – Bitches brauchen Rap

Das zweite Studioalbum der YouTuberin, Sängerin und Rapperin Shirin David heißt Bitches brauchen Rap und wurde am 19.11.2021 released. Shirin hatte in den letzten 2-3 Jahren bereits großen Erfolg mit ihrer Musik. Ich persönlich war nie Fan von ihrem Produkt, weil die Texte und das Image für mich viel zu dick aufgetragen und übertrieben wirkten. Mal sehen, was auf diesem Album nun fabriziert wurde.

Das Album beginnt mit dem Song Babsi Bars, auf dem Shirin David ihre „feministische“ Position in der Szene beschreibt und auf Kritik zu ihrer Person eingeht. Ich setze feministisch in Anführungszeichen, weil wahrscheinlich keine Frauenrechtlerin dieser Welt solche Texte unterstützt. Auf dem gesamten Album bezeichnet Shirin sich mehrmals als (Bad-)Bitch und porträtiert sich selbst als revolutionär für die Rapszene, was grundsätzlich ja überhaupt kein Problem ist, aber wenn das eigene Image sehr offensichtlich von Nicki Minaj und Cardi B kopiert ist und nur auf ihrem Äußeren basiert, wirkt das dann doch schon etwas lächerlich.

Witzigerweise geht der schlechteste Part auf dem Album nicht an Shirin selbst, sondern an Shindy. Der ganze Song NDA’s ist voll mit belanglosen Label-Fronts und angeblichen „aufgedeckten Umständen“. Shirin redet über Rapper, die einen Song für sie schreiben wollten, dann aber nur über Marken texteten, während sie selber in fast jedem Song mehrere Marken für den Flex erwähnt. Des Weiteren kritisiert sie, dass die Labels ihr angeblich vorschreiben möchten, die Songs zwei Minuten lang zu machen, während auf dem Album nur 4/15 Songs die drei Minuten überschreiten. Shindy’s Part ist dann aber wirklich die Krönung. Er erzählt einfach nur absoluten Müll und auch die Delivery ist trash. Sehr peinlich.
Apropos peinlich: Direkt nach NDA’s kommt Juicy Money, der mit Abstand schlimmste Song auf dem Album. Neben dem Grundschul-Text ist Shirin’s Betonung so NERVIG, dass man nach wenigen Sekunden skippen muss. Holy shit.

Neben wenigen langweiligen Tracks ohne Wiedererkennungswert wie Man’s World, Heute nicht oder dem pseudo-sentimentalen Depressionen im Paradies muss ich sagen, dass jeder Track etwas besonderes hat und einen Platz auf dem Album verdient hat. Während die erste Hälfte des Albums fast ausschließlich aus purem Rap besteht, führt Shirin mit Bae eine harmonischere, romantischere Seite ihrer Musik ein. Auch wenn sie mehrfach auf dem Album erwähnt, dass die „bösen“ Plattenlabels sie in die Sängerin-Schublade stecken wollen und sie dem mit ihrem Rap entgegenwirken will, finde ich ihren melodischen Stil sehr viel besser als ihren Rap. Dies kommt vor allem auch auf dem meiner Meinung nach besten Song des Albums Dior Sauvage zum Vorschein. Dieser Song blieb mir echt am meisten im Kopf, die Hook ist echt sehr sehr schön gesungen und auch wenn der Text eigentlich 0815-Lovesong-Gelaber ist, sind auch die Parts sehr gut gerappt.

Juh-Dee und young mesh waren zum Großteil an der Produktion und den Beats beteiligt und machen echt einen richtig krassen Job. Viele Songs werden vom Beat gecarried und auch das Vocal-Mixing ist echt gut. Vor allem der Beat von Lieben wir erinnert mich irgendwie an einen 2005 50 Cent Beat.

Ich komme abschließend noch einmal auf das Thema Image zurück. Es ist nun seit mehreren Monaten bekannt, dass Laas Unltd. die Texte mit/für Shirin David schreibt. Wie viel von Shirin selbst kommt ist unklar, laut eigener Aussage hat sie nicht alles geschrieben und bringt nur die Fakten, auf denen die Texte basieren. Klingt für mich so, als ob sie wirklich keine einzige Zeile selbst verfasst hat. Auch diese Line vom Song Bitches brauchen Rap:
Ghostwriter was? Schreib‘ Songs mit Laas
Und nehm‘ ein’n Veteran mit auf die Eins in den Charts“
Es geht nicht darum, dass du einen Ghostwriter hast; es geht darum, dass du dich als Aushängeschild der weiblichen Rapszene gibst und nicht mal die Zeit und Mühen ins Texteschreiben steckst.

Das achtminütige Outro Bramfeld Storys ist ein kompletter Rückblick davon, wie Shirin es dahin geschafft hat, wo sie jetzt gerade ist. Ein meiner Meinung nach sehr langweiliger Track. Sie selbst erwähnt immer wieder, dass sie eigentlich eine YouTuberin war, aber dass die Millionen Abonnenten einen großen Teil zum heutigen Erfolg beigetragen haben, erwähnt sie nirgendwo. Lieber weiter die Started from the bottom-Schiene fahren.

Ich bin halt offensichtlich nicht die Zielgruppe für dieses Album, das überlasse ich dann doch den 13 jährigen Mädchen. Trotzdem ist es schade, dass Shirin David die aktuell erfolgreichste weibliche Rapperin Deutschlands ist. Sie tut teilweise so, als hätte sie den deutschen Female-Rap erfunden oder revolutioniert, aber die deutsche Szene hat definitiv besseres zu bieten. Das Album ist gut produziert, die Textstruktur ist auch sehr gut, aber das, was am Ende von Shirin selbst kommen MUSS, nämlich die Vocals und der Flow, sind für mich viel zu nervig.

Ich gebe Bitches brauchen Rap von Shirin David 3,5/10 Punkte.

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